PICK6 – TALKIN' TO THE RIVAL Week 16, Green Bay Packers





Gesprächspartner:
Marco, Admin der Green Bay Packers - German Fanpage


1. Nach unserem letzten Aufeinandertreffen war in eurem Team natürlich alles anders. Wenn man einen Quarterback dieser Güte verliert, kann man nicht erwarten, dass das Team einfach so weiter funktioniert. Was wünscht Du dir für die letzten beiden Spiele gegen uns und Detroit? 


Natürlich waren die Erwartungen nach der Verletzung von Rodgers gedämpft. Allerdings hatte eigentlich jeder mehr von Hundley erwartet – dafür waren seine Leistungen in den Preseason-Spielen der vergangenen Jahre zu gut. 

Nichtsdestotrotz sind wir an einem Punkt, an dem man sagen könnte, dass die letzten beiden Spiele mehr oder weniger irrelevant sind. Einerseits muss man an den Draft im kommenden Jahr denken und andererseits geht es gegen zwei Divisionrivalen, gegen die man mit Sicherheit nicht einfach abschenken will. 

Also was können wir dieses Jahr noch erreichen? Wir könnten euch den Top Seed und den Lions die Playoffs versauen. Wäre schön wenn uns mindestens eins der beiden genannten Punkte gelingen würde. Allerdings sollte meiner Meinung nach der Fokus eher darauf liegen, unseren jungen Spielern hinsichtlich der nächsten Saison möglichst viel Spielzeit zu geben! Wenn am Ende auch noch 1-2 Siege dabei rausspringen, umso besser!



2. Im Oktober sprachst du von Stärken im eigenen Passing Game und Schwächen im Defensive Backfield. Wie hat sich das Passspiel rund um Brett Hundley gemacht und konnte die Leistung in der Secondary im Verlauf der Saison gesteigert werden? 
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Das Passspiel unter Brett Hundley ist natürlich nicht mit dem unter Aaron Rodgers zu vergleichen. Als Backup Quarterback sieht man nur ein Bruchteil der Training-Snaps mit dem First Team, sodass es Zeit braucht um eine Verbindung zu den Receivern aufzubauen. 
Wir agieren unter Rodgers die meiste Zeit in einer eher passlastigen No-Huddle-Offense. Headcoach McCarthy hat verständlicherweise Tiefe aus dem Playbook genommen und den Fokus auf das Laufspiel gelegt. Was den Pass angeht waren es meist Slants, Screen Pässe und vereinzelt auch mal die vertikale Route. Hundley hat durchaus gute Ansätze (insbesondere in der Crunch Time) gezeigt und den Ball des Öfteren trotz richtig engen Windows zielgenau an den Mann gebracht. Aber leider waren seine Entscheidungen vor allem in den ersten Spielen oft zweifelhaft - egal ob es ungenau Pässe, Ungeduld oder fehlende Entscheidungsfreudigkeit waren. Hundley ist es nie gelungen vermeintliche Top-Receiver wie Nelson und Cobb ins Spiel einzubinden. Lediglich Davante Adams hat Statistiken wie unter Rodgers hingelegt.

Es ist unglaublich schwierig die Leistung unserer Secondary fair einzuschätzen. Mit King, Rollins und Brice befinden sich drei vermeintliche Starter auf der IR, Burnett und House sind wochenlang ausgefallen bzw. fallen wochenlang aus. Es wäre interessant gewesen zu sehen wie sich diese Secondary in Bestbesetzung geschlagen hätte. Wäre, hätte, könnte – ich bin eigentlich recht zufrieden mit der Leistung unserer Secondary. Zumindest kann man nicht behaupten, dass sie der Grund ist, dass wir dieses Jahr nicht in den Playoffs vertreten sind.



3. Was erwartest Du als Packers-Fan von Minnesota in der restlichen Saison?

Bei aller Rivalität, die in der NFC North gottgegeben ist, versuche ich objektiv zu bleiben. Schaut man sich euren Schedule an, ist einer der Top-Seeds eigentlich Pflicht. Allgemein haben die Vikings dieses Jahr durchaus das Zeug den Super Bowl im U.S. Bank Stadium zu erreichen. Da die NFC im Gegensatz zur AFC unglaublich ausgeglichen ist, muss dafür allerdings alles passen. Trotz richtig guter Defense fehlt mir der Glaube daran, dass den Vikings dieses Jahr der ganze große Coup gelingt.



4. Nun wird die Saison für euch zum Jahresende beendet sein. Welche Erwartungen hast du an das Front Office? Welche Baustellen müssen in der Offseason angegangen werden?

Die Kurzversion: Verletzungen minimieren, eigene Free Agents langfristig binden, Defense stabilisieren.
Ich schiebe Misserfolg ungern auf Verletzungen, da die in den meisten Fällen durch eine gute zweite Garde aufgefangen werden können. Aber gerade gegen Ende der Saison und gegen die Top-Mannschaften in den Playoffs kommt es auf jede Kleinigkeit an, sodass man hier definitiv ansetzen muss. Objektiv gesehen haben wir in den vergangenen Jahren übermäßig viele Verletzungen (v.a. im muskulären Bereich). Oft liegt die Ursache für solche Probleme im Training. Im Back Office sollte man sich Gedanken machen, ob man hier etwas ändern kann – versuchen sollte man es auf jeden Fall.
Ein weiterer Punkt ist die Free Agency: Ein Fokus unseres General Managers Ted Thompson liegt darauf Leistungsträger im eigenen Team zu halten, sodass unsere Free Agency in der Regel abgesehen von Resignings recht ruhig verläuft. Mit Davante Adams, Corey Linsley und Morgan Burnett haben wir dieses Jahr drei Leistungsträger mit auslaufenden Verträgen, die man definitiv halten sollte. Mit Davon House, Jahri Evans und Ahmad Brooks kommen drei FA-Signings hinzu, die diese Saison gute Leistungen gezeigt haben. Ebenfalls ordentlich kassieren könnte HaHa Clinton-Dix, der trotz seines Alters eine absolute Führungsfigur ist und kommende Saison in sein fünftes Jahr geht.
Als dritten und letzte gravierende Baustelle habe ich unsere Defense genannt. Obwohl man in den letzten Jahren im Draft extrem in die Secondary investiert hat (zwei first round- und drei second round picks in den letzten vier Jahren), bleibt sie das Sorgenkind im Team. Viele Packer Fans kritisieren die oben beschriebene abwartende Haltung von Thompson in der Offseason und fordern im besten Fall sogar einen Blockbuster Trade a la Sherman. Ich denke die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen. Unsere Secondary ist talentiert, aber auch sehr jung, sodass viele Spieler ins kalte Wasser geworfen werden mussten. Uns würde ein erfahrener Top-Corner extrem weiterhelfen, der den jungen Spielern die Last abnimmt direkt Spieler wie Julio Jones und andere Kaliber decken zu müssen. Aufgrund der Vielzahl an Compensatory Picks nächstes Jahr, könnten wir uns einen Trade durchaus leisten.
Ansonsten werden wir zum ersten Mal seit acht Jahren im Draft an Stelle 20 oder früher picken, sodass hier einige Baustellen (O-Line, LB, TE, QB) geschlossen werden können. Allgemein bietet unser Roster eine super Grundlage um auch in den nächsten Jahren zu den Contendern zu gehören.



5. Inside Linebacker Blake Martinez spielt eine tolle Saison. Der 23-Jährige ist in seiner zweite Saison und wirkt bereits als feste Stütze und Leader eurer Defense. Was macht den ehemaligen Stanford Cardinal so besonders und wo kann er sich noch verbessern?
 
Ich denke viele eurer Follower haben den Namen noch nie gehört und noch weniger haben ein Gesicht vor Augen. Das ist eine der Eigenschaften, die Martinez ausmachen. Er ist kein Spieler der polarisiert, wie es etwa ein OBJ, Elliott oder Smith-Schuster perfektioniert haben. Er ist ein Spieler mit Leidenschaft, mit Kriegermentalität, der sich in den Dienst der Mannschaft stellt und der sich für keine Arbeit zu schade ist. Bei ihm muss ich immer direkt an seine ersten Spiele in green and gold denken, als er mit blutüberströmtem Gesicht jeden Tackle dankend angenommen hat. Es sind solche Szenen, die ihn zum Führungsspieler machen, ihm Respekt einbringen und ihn in der Gunst der Fans steigen lassen. Als physischer Spieler liegen seine Stärken sicher im Tackling und im Spiel gegen den Run. Allerdings ist er auch in der kürzeren Coverage gegen Tight Ends und Running Backs zu gebrauchen. Ausbaufähig sehe ich seine Rushing Skills. Unsere #50 hat dieses Jahr zwar schon fast 130 Tackles, aber erst einen Sack.


6. Deine beiden Players2watch (gerne welche die unter dem Radar fliegen) und dein Tipp für Sonntag?

Ich fange mal mit dem Tipp an: 
Auch wenn man als Profi-Sportler immer das Ziel hat zu gewinnen, wird es am Samstag sehr schwer. Für die Coaches wird es trotz divisional Rivaly schwierig den Spielern nochmal die extra Portion Motivation mitzugeben. Die Vikings haben die Möglichkeit vor Augen gegen die verhassten Rivalen einen Top Seed mehr oder weniger fix zu machen. Ohne Rodgers und Adams wird es für uns nicht reichen:
Vikings 23 – 17 Packers

Ich weiß nicht inwiefern für euch die folgenden Spieler noch unter dem Radar fliegen, aber jeder Packers Fan kennt die beiden inzwischen und wird sich freuen in der Nacht auf Heiligabend noch mehr von ihnen zu sehen: Aaron Jones und Jamaal Williams
Die beiden Rookie-RBs sind dieses Jahr durch die Verletzung von Ty Montgomery ins Rampenlicht gerückt und zeigen trotz eigenen Verletzungen, dass die Packers auch Run Game können. Vor Week 6 habe ich im Interview mit euch noch angemahnt, dass wir weniger als 75 Run Yards per Game aufweisen. Seitdem erreichen wir durchschnittlich 125 Yards.
Während Jones der bessere und geduldigere Läufer ist (5,6 Yds/Carry), gehört Williams eher in die Kategorie Power Back und ist dadurch prädestiniert für die Short Downs und Goal Line Situationen.
Mit Hundley als Starter war das Run Game sowieso elementarer Bestandteil des Schemes und wird mit dem Ausfall von Adams mit Sicherheit nochmal ein Stück wichtiger! Ich nenne einfach mal beide Spieler, vermute aber, dass Jones mehr Snaps sehen wird.

Defensiv wird viel auf Morgan Burnett ankommen. Adam Thielen hat sich vom undrafted free Agent zum go-to-guy gemausert und macht Yards ohne Ende. Ich vermute, dass Randall und Hawkins die Perimeter übernehmen, sodass unser Strong Safety euren Slot-Receiver übernehmen darf. Schafft Burnett es Thielen abzuschalten, wird es für Keenum ein gutes Stück schwieriger auf die andere Seite des Felds zu gelangen.
Ich drücke die Daumen, dass morgen beide Teams von Verletzungen verschont bleiben. Bis nächste Saison!
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Wir bedanken uns herzlich bei Marco für die Bereitschaft zur Teilnahme am Interview und die schnelle und kompetente Beantwortung der Fragen! 



---ste



Das Interview erschien ursprünglich am 22.12.2017 auf der Facebook-Seite "Minnesota Vikings Fanpage Germany" und wurde abgesehen von der Formatierung unverändert übernommen.

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